Kinderhand liegt in erwachsener Hand

Sorgerecht Vater: Wie sieht die rechtliche Situation für Väter in Österreich aus?

Männer werden beim Sorgerecht benachteiligt und müssen hohe Alimente zahlen – das ist ein Vorurteil, das sich nach wie vor hartnäckig hält. Doch was ist dran? Wird man tatsächlich als Vater bei sorgerechtlichen Angelegenheiten benachteiligt? Und was kann man tun, um für sich und sein Kind im Falle einer Trennung eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten zufriedenstellend ist?

Sorgerecht Vater beantragen

Nach einer Trennung bekommen Mütter das Sorgerecht häufiger zugesprochen als die Kindsväter – so lautet ein Vorurteil. Tatsächlich war es bis 2013 so, dass bei unehelichen Kindern das alleinige Sorgerecht bevorzugt der Mutter zugesprochen wurde, während die leiblichen Väter benachteiligt wurden. Doch da die Anzahl von unehelichen Kindern immer weiter zunahm, wurde der Satz „Mit der Obsorge für das uneheliche Kind ist die Mutter betraut“ als verfassungswidrig eingestuft. Denn bis dahin war es tatsächlich so, dass das geteilte Sorgerecht für das gemeinsame uneheliche Kind nur einvernehmlich beantragt werden konnte. Wenn dies nicht der Fall war, hatte der Vater kein Recht dazu, das Sorgerecht zu beantragen.

2013 wurde das Gesetz jedoch so angepasst, dass Väter ledige Kinder auch gegen den Willen der Mütter einen Sorgerechtsantrag stellen konnten. Wie die Obsorgeregelungen in den individuellen Fällen getroffen wurden, obliegt der Entscheidung des Gerichtes

Situation bei Vätern von ehelichen Kindern nach Scheidung

Für Väter von ehelichen Kindern ist die juristische Situation eindeutiger definiert. Tatsächlich ist es so, dass das österreichische Scheidungsrecht vorsieht, dass beide Elternteile auch nach der Scheidung weiterhin gemeinsam das Sorgerecht für die Kinder ausüben.

Wie kann das Sorgerecht beantragt werden? Grundsätzlich wird dieser Aspekt in Österreich so gehandhabt, dass sich die Eltern im Zuge des Scheidungsvergleichs einig werden müssen, wie das Sorgerecht nach der Scheidung gehandhabt wird. Sollte es zu keiner Einigung kommen, wird vom Gericht eine vorläufige Regelung getroffen, in wessen Haushalt das Kind leben soll. Diese Regelung bleibt für einen Zeitraum für sechs Monate bestehen. Nach Ablauf dieser Frist kann diese entweder verlängert werden oder eine neue Regelung getroffen werden. Sollten sich die Eltern inzwischen einig geworden sein, wird dies natürlich in die Entscheidung des Gerichts miteinbezogen.

Sorgerecht Vater: Pflichten und Rechte

Der österreichischen Rechtslage zufolge, haben in der Kindesobsorge beide Elternteile die gleichen Rechte und Pflichten ihren gemeinsamen Kindern gegenüber. Das heißt, dass der Nachwuchs das Recht dazu hat, zu beiden Elternteilen Kontakt zu haben. Beide Elternteile sind den Kindern gegenüber zudem unterhaltspflichtig, wobei jener Teil, bei dem das Kind hauptsächlich lebt, Naturalunterhalt leisten muss. Das heißt, dass er für die Verpflegung und Versorgung zuständig ist. Der andere Part muss mit einem bestimmten monatlichen Geldbetrag, sogenannten Alimenten für das Kind aufkommen.

Beide Elternteile, unabhängig davon, ob das Kind nun hauptsächlich in deren Haushalt lebt oder nicht, sind zudem dazu verpflichtet, sich in gleichem Anteil um die Erziehung des Kindes zu kümmern und sollen dementsprechend in dessen Alltag eingebunden werden. Das heißt etwa, dass jener Part, in dessen Haushalt das Kind nicht hauptsächlich wohnt, über ein sogenanntes „Vertretungsrecht“ verfügt. Das heißt, dass er sich durch diese Regelungen um die juristischen und finanziellen Angelegenheiten seines Kindes zu kümmern hat, wenn der andere Elternteil gerade nicht zur Verfügung steht.

Der Kontakt zum Kind ist ein fundamentales Recht der Eltern. Sollte man sich in der Situation befinden, dass der Ex-Partner den Umgang zum Kind verweigert, so ist das rechtswidrig! In diesem Fall sollte man sich an einen kompetenten Rechtsanwalt melden.

Vater: alleiniges Sorgerecht?

Obwohl es in Österreich eigentlich Usus ist, dass sich geschiedene Ex-Partner das Sorgerecht teilen, gibt es auch Fälle, in denen ein Elternteil das alleinige Sorgerecht innehat. Dies wird in den meisten Fällen so gehandhabt, dass der andere Elternteil dennoch ein Kontaktrecht zum gemeinsamen Kind hat.

Das alleinige Sorgerecht wird in der Regel in jenen Fällen festgesetzt, in denen ein Elternteil auf das Sorgerecht verzichtet oder nicht in der Lage ist, die Obsorge des Kindes zu übernehmen. Das kann etwa bei Krankheit oder psychischen Beeinträchtigungen der Fall sein.

Aus diesem Grund sind die Regelungen zum Sorgerecht, wie sie anlässlich des Scheidungsvergleichs festgesetzt werden, nicht in Stein gemeißelt. Sie können sich jederzeit ändern, etwa, wenn sich die Lebensumstände der Eltern ändern. Ist dies der Fall, so besteht für beide Elternteile die Möglichkeit, das alleinige Sorgerecht zu beantragen. Das gilt auch für Väter. Wenn diese der Meinung sind, dass die Mutter mit der Erziehung des Kindes überfordert ist, so können sie versuchen, das alleinige Sorgerecht für das Kind bei Gericht einzufordern. Dazu ist es ratsam, sich zuvor gemeinsam mit dem Anwalt seines Vertrauens eine Strategie und Argumentationslinie zu erarbeiten, mit der man vor Gericht überzeugend auftreten kann.

Väter: In Sorgerechtsfragen benachteiligt?

Noch immer kursieren Geschichten und Behauptungen darüber, dass Frauen bei der Obsorge bevorzugt werden und keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben, wenn diese gegen im Scheidungsvergleich festgelegte Regelungen zu Obsorgefragen verstoßen. Das würde bedeuten, dass Väter und Mütter beim Sorgerecht zwar auf dem Papier gleichgestellt sind, es in der Praxis jedoch anders aussieht. Doch ist es tatsächlich so?

Tatsächlich ist es so, dass im Zweifelsfall in einem großen Teil der Fälle das Sorgerecht den Müttern zugesprochen wird. Allerdings gibt es, besonders in den letzten Jahren vermehrt Bemühungen, die Situation von Vätern zu verbessern. Um als Vater seine Rechte bezüglich des Sorgerechts einzufordern empfiehlt es sich daher, mit einem kompetenten Rechtsanwalt zusammenzuarbeiten, der dabei helfen kann, die eigenen Forderungen und Rechte vor Gericht durchzusetzen.

 


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